Das Foto zeigt einen Workshop der Perspektiven-Arbeitsgruppe – Copyright: „Perspektiven“
Der „Perspektiven – Beteiligungsprozess“ des Bürgerhaus Wilhelmsburg hat am 4.10.2017 ein „BürgerInnen-Gutachten zur A26 in Wilhelmsburg“ an Verkehrsstaatsrat Rieckhof übergeben.
Eine Zusammenfassung findet sich in der Pressemitteilung der Behörde: bwvi05
Das 22 seitige Gutachten findet sich hier: perspektivenbuergerinnen-gutachtena26inwilhelmsburg
Pressemitteilung des Bündnis Verkehrswende dazu vom 11.10.2017
„In Wilhelmsburg wird die Autobahn überwiegend abgelehnt“
Wann stoppt Olaf Scholz das Autobahnprojekt A26 quer durch Hamburg?
Am 4.10.2017 wurde dem Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof ein in Wilhelmsburg erarbeitetes Bürgergutachten überreicht. Im Wesentlichen werden darin – für den Fall der Realisierung des Projektes – ein kompletter Tunnel für den Bereich Kirchdorf und eine neue Anschlussstelle außerhalb der Wohngebiete vorgeschlagen.
Das „Bündnis Verkehrswende Hamburg“ sieht sich in dem Gutachten aber vor allem mit seiner grundsätzlichen Kritik bestätigt und fordert jetzt die ernsthafte Prüfung innovativer Alternativen zu dem antiquierten und gesundheitsschädlichem Autobahnprojekt.
Trotz der engen Vorgaben durch den Vorhabenträger DEGES haben die an dem Gutachten Beteiligten die verheerenden Auswirkungen der Planungen für die Gesundheit der Betroffenen Menschen, für die Stadtentwicklung, die Landwirtschaft, für Umwelt und Klimaschutz etc. deutlich hervorgehoben und fassen unmissverständlich zusammen:
„Insgesamt ist die Entscheidung, einen Teil der Autobahn A26 im Süden von Wilhelmsburg zu realisieren, auf den Elbinseln hoch umstritten. Auch von den im Verfahren beteiligten Bürger*innen wird die Autobahn stark kritisiert und in der deutlichen Mehrheit grundsätzlich abgelehnt.“
Diese grundsätzliche Ablehnung ist die Grundlage für den Schulterschluss, den wir jetzt brauchen, um sinnvollere Alternativen in Hamburg durchzusetzen –
- im Bündnis mit den ebenso unmittelbar und existentiell betroffenen Stadtteilen Moorburg und Bostelbek.
- im Bündnis mit der Mehrheit der Menschen in Hamburg, die wissen, dass es weniger Lärm, gesunde Luft, sichere und attraktive Wohnquartiere und ein bequemeres und flotteres Vorankommen in dieser Stadt nur mit einem grundlegenden Umsteuern beim Verkehr geben wird.
- im Bündnis mit Wissenschaft, Forschung und innovativen Kräften in der Hamburger Wirtschaft, die auf Zukunftstechnologien im Rahmen von Automatisierung und Digitalisierung setzen und schon lange die Verkehrsrevolution im Hamburger Hafen im Blick haben.
- im Bündnis mit dem Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut u.a., die eine realistische und zukunftstaugliche Ausrichtung des Hamburger Hafens anmahnen, statt unbelehrbar auf eine weitere Steigerung von Containerumschlag und Hafenverkehr zu setzen.
- im Bündnis mit dem Bundesrechnungshof, den Gewerkschaften und vielen Initiativen gegen die Verschwendung öffentlicher Gelder. Die DEGES spricht schon jetzt von 1,3 Milliarden statt der offiziellen 900 Millionen. Analog zur Kostensteigerung für die Wilhelmsburger Reichsstraße könnten es am Ende auch 3 Milliarden werden. Eine mögliche Finanzierung mithilfe privater Investoren (ÖPP-Modell) birgt weitere Risiken – siehe die ÖPP-Pleite an der A1, deren Grundlage die unrealistischen Prognosen für den LKW-Verkehr waren!
- im Bündnis mit den Kritikern riskanter Bauprojekte: Besondere Risiken ergeben sich durch den hochproblematischen Baugrund auf den Elbinseln mit seinen „organogenen Weichschichten“ und im Moorgürtel südlich von Moorburg sowie bei der erforderlichen Untertunnelung der großen Eisenbahn-Nord-Süd-Trasse. (Mahnen sollte der Rastatter Tunneleinbruch!)
Und die Hamburger Politik?
Die A26 im Hamburger Süden dürfte kaum vor 2030 fertig gestellt sein. Würde das dann noch jemand als Beispiel für die Innovationskraft und die Zukunftsfähigkeit des Standortes Hamburg bezeichnen? Vielleicht steht dann aber auch alsbald eine Stadtreparatur an, wie sie sich derzeit eindrucksvoll an der A7 im Hamburger Westen bewundern lässt (Autobahndeckel).
Ex-Senator Axel Gedaschko wusste schon 2007: „Wir müssen den Fernverkehr aus der Stadt herausbekommen. Es war völlig falsch zu sagen, es muss jede Autobahn quer durch Hamburg gehen. Damit hat man künstlich einen Staubsaugereffekt für den Verkehr geschaffen…“ (WELT 7.7.2007)
Und Uli Hellweg, ehemaliger Chef der IBA-Hamburg, plädiert aktuell für eine Verlängerung der U4 nach Wilhelmsburg und Harburg und formuliert: „Die Elbinseln brauchen keine weitere Autobahn, es gibt genügend Nord-Süd-Zäsuren. Eine neue Autobahn in Ost-West-Richtung sehe ich sehr kritisch“. (Festschrift zum Abschied Prof. Jörn Walter: „1999/2017 Stadtentwicklung Hamburg“, Seite 73)
Statt mit seiner antiquierten Autobahn könnte Bürgermeister Scholz mit einem innovativen Zukunftsplan für den Verkehr in Hamburg punkten:
- Verhandlungen mit dem Bund zur Mit-Finanzierung einer neuen Köhlbrandquerung und einem Tunnel südlich der Veddel, statt Bau der Autobahn A26-Ost.
- Zügige Verbesserungen bei der S-Bahn: Verstärkungslinie S32 zwischen Innenstadt und Har-burg, längere Züge, dichterer Takt auch in den Abendstunden bis Buxtehude und Stade.
- Bessere Anschlüsse mit Bussen, Sammeltaxis und Fahrradwegen, damit täglich tausende Fahrten vom Auto auf eine attraktive S-Bahn verlagert werden.
- Konkrete Planung der Verlängerung der U-4 nach Süden – durch Wilhelmsburg nach Harburg.
- Wohnungsbau mit autofreiem Wohnen in Wilhelmsburg und Moorburg statt einer Zerschneidung der Stadtteile.
- Eine sichere und innovative Fahrradinfrastruktur, die Radfahren in Hamburg so attraktiv macht, wie in Kopenhagen oder Amsterdam.
Wir rufen auf zu einem breiten Bündnis für eine Verkehrswende in ganz Hamburg!
Infos und Kontakt:
Anja Blös, Lutz Cassel (Vorsitzender Beirat für Stadtteilentwicklung) ,
Jasmin Garlipp, Dirk Holm, Jochen Klein, Barbara Kopf, Stephan Zins
buendnis@verkehrswende-hamburg.net
Die Pressemitteilung als pdf:
17-10-11-PM_Bürgergutachten-A26_in-Wilhelmsburg
Bericht in „Der Neue Ruf“: