A26-Ost (Hafenquerspange) macht Wilhelmsburgs Süden zum Autobahnknoten
„Wie geht´s weiter mit der A26 in Wilhelmsburg?“ –
Diese Frage will der Staatsrat der Verkehrsbehörde, Andreas Rieckhof, am 11.12. 2017 – ab 18:30 Uhr im Wilhelmsburger Bürgerhaus beantworten.
Für die geplante A26-Ost, die Hafenquerspange, soll im Abstand von wenigen hundert Metern ein Autobahnkreuz (B75/A26) , eine Anschlussstelle bei Kirchdorf-Süd und ein Autobahndreieck (A26/A7) gebaut werden.
Dabei muss er sich auch zu zwei Forderungen des von der Verkehrsbehörde finanzierten Projektes „Perspektiven!“ nach einer Milderung der Planungen positionieren. In einem „Bürger*Innen-Gutachten“ fordert die Arbeitsgruppe einen kompletten Tunnel und einen Verzicht auf Anschlussstellen im Bereich Kirchdorf – zwischen Eisenbahn und A1.
Diese Vorschläge sind deshalb brisant, weil Rieckhof zwischen 2 Stühlen zu sitzen scheint: Zum einen hat er öffentlich die Länge des Tunnels und auch die Anschlussstellen stets für verhandelbar erklärt. Andererseits favorisiert die mit der Planung befasste DEGES einen Anschluss an der Otto-Brenner Straße und hält noch nicht einmal den ursprünglich geplanten kompletten Trog im Bereich Kirchdorf für realisierbar.
Man darf gespannt sein, ob Rieckhof sich eindeutig positioniert oder nur mit „Wir werden das ernsthaft prüfen“ vertröstet.
Da die Debatte um Tunnel und Trog, sowie um die diversen Anschlussstellen etwas unübersichtlich ist, versuchen wir mit diesem Artikel die unterschiedlichen Planungen und ihre Auswirkungen etwas zu sortieren.
DEGES April 2017 bearbeitet von Michael Rothschuh – Dezember 2017
Die DEGES-Planung – 1, 2, 3, 4
Die im Eigentum des Bundes und vieler Bundesländer befindliche privatrechtliche Fernstraßenplanungs- und Baugesellschaft DEGES führt im Auftrag Hamburgs die Planung durch. Sie hat folgendes Anschlusskonzept (siehe Skizze):
1
AD HH-Stillhorn: Ein Autobahndreieck von A1 und A26 bei Stillhorn (Nummer 1 in der Skizze). Die A26 wird parallel zur Kornweide unter der bestehenden A1 hindurch geführt und auf der östlichen Seite der A1 im Bogen an die A1 angeschlossen. Auf der westlichen Seite der A1 entsteht eine Zufahrt von der A1 aus Richtung Hamburg und eine Abfahrt zur A1 Richtung Süden.
Anders als bisher soll die Kornweide dort nicht an die Autobahn angeschlossen werden.
2
Eine irreführend „AS HH-Stillhorn“ genannte neuer Anschlussstelle (AS) soll an der Otto-Brenner-Straße entstehen (Nr.2). Diese soll sowohl die A26 als auch die A1 mit der Kornweide und der Otto-Brenner-Straße verbinden. Sie müsste eigentlich AS HH-Kirchdorf-Süd genannt werden. Über diese AS sind die A26 sowie über die A26 auch die A1 in beiden Richtungen an die Otto-Brenner-Straße sowie die in diesem Bereich verlegte Kornweide angeschlossen.
3
Ein Autobahn-Teil-Kreuz (Nr.3) entsteht zwischen der in Autobahnstandard ausgebauten und verlegten B75 (nördlich der Kornweide Wilhelmsburger Reichsstraße, südlich die A253) und der A26. Hier soll es nur eine Süd-West-Verbindung geben. Deshalb wird der Anschluss „Abzweig Harburg“ genannt.
Da die B75 aber von Norden und Süden an die Kornweide angebunden ist, gibt es auf dem Umweg über die Kornweide auch eine Nord-West-, eine Süd-Ost- und eine Nord-Ost-Verbindung zwischen der B75 und der A26. Wer z.B. von der Wilhelmsburger Reichsstraße auf die A26 Richtung Buxtehude kommen will, fährt zunächst auf der Kornweide 600m nach Osten und dann über die Anschlussstelle Otto-Brenner-Straße auf der A26 zurück Richtung Westen.
Das bedeutet: Die Kornweide wird dort faktisch Teil eines Autobahnkreuzes.
Das bedeutet: „„Abzweig Harburg“ und AS Kirchdorf-Süd („AS HH-Stillhorn“) ergeben zusammen ein Autobahnkreuz A26/B75 mit zusätzlichem Anschluss an die Kornweide und Otto-Brenner-Straße. „Abzweig Harburg“ + AS Stillhorn = Autobahnkreuz A26/B75.
Die Kornweide wird in diesem Abschnitt damit faktisch Teil eines Autobahnkreuzes.
Wo ist der ursprünglich geplante Trog geblieben?
siehe dazu auch ein ausführlicher Beitrag Anfang 2017: Wie ein Trog verschwindet
Die von der Hamburgischen Bürgerschaft beschlossene Linienbestimmung von 2010 sah vor, dass die A26 unterhalb der Kornweide in einem 650m langen Tunnel bis unter die Otto-Brenner-Straße und anschließend in einem 1100m langen Trog bis an die A1 geführt wird. Hamburgische Bürgerschaft, DEGES, Verkehrssenatorin Hajduk (Grüne) und die Umweltgutachten erklärten einhellig, dass der Bau der Autobahn ohne diese Tunnel- und Trogführung undenkbar sei.
Der Bezirk Mitte forderte durch den Bezirsamtsleiter Schreiber (SPD) einen vollständigen Tunnel zwischen der Bahn und der A1.
4
Die DEGES Planung sieht jetzt eine Durschschneidung des Wohngebiets Katenweg vor, einen 390m kurzen Tunnel (Nr.4) unter der Bahn, der Siedlung sowie dem Friedhof Finkenriek. Anschließend soll es nur bis zur Otto-Brenner-Straße einen kurzen Trog geben, anschließend eine Führung der A26 über den Brausielgraben und den Stübenhofer Weg und dann eine Unterführung der Autobahn A1.
Die DEGES hat ihre Planungen zuletzt beim Quartiersgespräch in Stillhorn am 19. Juni 2017 öffentlich vorgestellt: DEGES-Präsentation_Quartiergespraech-stillhorn
Die Position der Perspektiven!-AG 4, 5
Die Arbeitsgruppe hat der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation im Oktober 2017 ein „Bürger*Innen-Gutachten“ übergeben. Danach soll es keinen Anschluss an der Otto-Brenner-Straße geben, aber auch keinen Anschluss der Kornweide an die A26 und A1 am Autobahndreieck Stillhorn. Ziel ist, vor allem den LKW-Verkehr von und zur A26 und A1 aus den Wohngebieten heraus zu halten. perspektivenbuergerinnen-gutachtena26inwilhelmsburg
5, 4
Stattdessen soll es eine Anschlußstelle in Verlängerung des Pollhorn Weges geben, d.h.: ein Teilanschluss vom Pollhorner Hauptdeich und der Kornweide/Hohe-Schaar-Straße an die A26 Richtung Osten. (5)
Die Autobahn soll zumindest im Abschnitt zwischen der Eisenbahn und der A1 vollständig im Tunnel verlaufen:“die zentrale Forderung nach einer Verlängerung des Tunnels vom Finkenriek bis nach Stillhorn“.
- Es soll keinen Anschluss an der Otto-Brenner-Straße geben, aber auch keinen Anschluss der Kornweide an die A26 und A1 an dem Autobahndreieck Stillhorn, um vor allem den LKW-Verkehr von und zur A26 und A1 aus den Wohngebieten heraus zu halten.
- Stattdessen soll ein Teilanschluss vom Pollhorner Hauptdeich und der Kornweide/Hohe-Schaar-Straße an die A26 Richtung Osten gebaut werden. (Nr.5)
- Die Autobahn soll zumindest im Abschnitt zwischen der Eisenbahn und der A1 vollständig im Tunnel verlaufen.(Nr.4)
Erwartungen an den 11. Dezember 2017
Staatsrat Rieckhof hat sich in allen bisherigen Veranstaltungen kritisch zu einem Autobahnanschluss Kirchdorf-Süd an der Otto-Brenner-Straße geäußert und stattdessen einen Anschluss der Kornweide an dem Autobahnbdreieck A1/A26 vorgezogen. Man kann gespannt sein, ob sich die Hamburger Verkehrs-Behörde jetzt der Planung der DEGES unterwirft.
Die Länge des Tunnels galt in allen Erklärungen der Behörde als disponibel, wenn die Perspektiven-Gruppe entsprechende Vorschläge an die Behöde stelle. Es ist damit zu rechnen, dass am 11.Dezember eine Verlängerung des Tunnels – in welcher faktischen Form auch immer – angekündigt wird. Kaum zu erwarten ist, dass die 650m aus der Linienbetimmung erreicht werden.
Nachdem das Konzept der Perspektiven-Gruppe in einem Workshop am 13.Juni erarbeitet wurde, hatte die DEGES bereits zwei Tage später in einer Veranstaltung der Handleskammer zum Verkehr im Hamburger Süden an die Wirtschaftsverbände appelliert, das Anschlusskonzept der DEGES zu unterstützen. Möglich ist, dass statt eines Anschlusses in der Höhe Pollhorn eine Verlängerung des Pollhorner Hauptdeichs bis zur Hohe-Schaar-Straße (=Verlängerung der Kornweide nach Westen) in Aussicht gestellt wird. Dies ist dann aber kein Teil des Planfeststellungsverfahrens und damit völlig unverbindlich.