von Michael Rothschuh ***
Der Bezirk Harburg hat eine neue Linienbestimmung für die A26-Ost gefordert. Nach einem Bericht des Abendblatts vom 22.6.2017 haben jetzt Bewohner von Stillhorn und Kirchdorf verlangt, dass die A26-Ost nur bis zur Wilhelmsburger Reichsstraße gebaut wird. Und beim so genannten Beteiligungsprozess von „Perspektiven!“ werden alternative Anschlüsse angeregt. Damit wird ein neues Linienbestimmungsverfahren immer wahrscheinlicher.
Die Forderung der Stillhorner und Kirchdorfer Bewohner*innen, die A26-Ost an der Wilhelmsburger Reichsstraße enden zu lassen, greift die Position des rot-grün-regierten Bezirks Hamburg-Mitte von 2010 auf. Der Bezirk hatte in einer Eingabe des Bezirksamtsleiters Markus Schreiber (SPD) am 11.2.2010 als Alternative zu einem kompletten Tunnel durch Kirchdorf gefordert, „eine Führung über die Europabrücke, die A253 und die Neuländer Straße auf die Autobahnauffahrt Hamburg-Harburg umzusetzen“.
Hinzu kommen Überlegungen der teilnehmenden Bürger*innen des so genannten „Perspektiven!“-Prozesses vom 13.6.2017: Sie wollen gar keinen Anschluss von Wilhelmsburg an die A26-Ost oder ggf. einen westlichen Anschluss in Höhe des Pollhorner Hauptdeichs, der dafür unter der Eisenbahn bis zur Hohen Schaar verlängert werden müsste. Die DEGES hat die wohlwollende Prüfung zugesagt, aber gleich danach am 15.6.2017 bei einer Veranstaltung der Handelskammer an die Verbände appelliert, die DEGES-Pläne zu unterstützen.
Die DEGES will ein Autobahndreieck in Stillhorn und einen Autobahnanschluss der A26-Ost in Höhe der Otto-Brenner-Straße. Dagegen wiederum wendet sich z.B. die Bundestagsabgeordnete der CDU Gundelach sowie die SPD-Bezirkspolitikerin Kesbana Klein. Auch der Verkehrsstaatsrat Rieckhof hat Bedenken gegen die DEGES-Planung öffentlich gemacht. Es sei noch nichts entschieden, meint er.
Auch der Bezirk Harburg hat erhebliche Bedenken gegen die Linienbestimmung. Er will eine nördliche Führung der A26-Ost im Bereich Moorburg.
Bei diesem Wirrwarr wird eine neue Linienbestimmung, die auch in vielen Einwendungen gegen die Planfeststellung gefordert wird, immer dringender.
Südumfahrung Hamburgs über A7, Maschen und A1
Eine Linienführung nach dem vom Bundesverkehrswegeplan geforderten und allgemein anerkannten Prinzip „Ausbau geht vor Neubau“ ist die Südumfahrung Hamburgs von der A26 über die A7, das Autobahnkreuz Maschen und die A1 über die Anschlussstelle Stillhorn und weiter zum Autobahndreieck Hamburg-Süd. Dabei könnte, wenn es sich als verkehrlich notwendig erweist, der Ausbau der A1 zwischen Maschen und Stillhorn vom weiteren Bedarf des Bundesverkehrswegeplan in den vorrangigen Bedarf gehoben werden.
Ein Ausbau ist kostengünstiger und für die Stadtentwicklung und Umwelt schonender als der Neubau einer Autobahn.
Was kommt, wenn die Köhlbrandbrücke den Schwerverkehr nicht mehr tragen kann?
Die Anbindung des Hafens durch eine nachhaltige Erneuerung der Köhlbrandquerung wäre eine Vorzugsvariante. Dies kann ein Tunnel, eine Brücke oder auch eine Kombination der bestehenden Köhlbrandbrücke für PKW und eines Ergänzungstunnels für den Schwerlastverkehr sein, in jedem Fall ist es keine Autobahn. Die Mitfinanzierung durch den Bund ist möglich, aber sie ist kaum erreichbar, wenn der Bund die A26-Ost zahlen soll. Die Kalkulation für die A26-Ost ist nach einer bei der Handelskammer-Tagung eingeblendeten Folie offenbar von 900 Mio. auf ca. 1,3 Mrd. Euro gestiegen – weitere Steigerungen sind mehr als wahrscheinlich.
Kooperative Lösungen
Ohne eine Neubau-Autobahn können in einem neuen Linienbestimmungsverfahren im Einklang mit Umweltverbänden, den Bezirken und Bewohner*innengruppen gute und nachhaltige Lösungen erarbeitet werden.